Zwergplumplori (Xanthonycticebus pygmaeus) oder auch Zwerglori

Im Darwineum ist eine neue Tierart eingezogen, die noch nie im Rostocker Zoo gehalten wurde. Die beiden männlichen Tiere kamen aus den niederländischen Dierenpark Amersfoort.

Der Zwergplumplori zählt zu den Feuchtnasenaffen und lebt in den tropischen Regenwäldern von Vietnam, Laos und Kambodscha bis auf eine Höhe von 1500 Metern und ernährt sich überwiegend von Baumsäften, aber auch von Früchten, Insekten und kleinen Wirbeltieren. Die Zwergloris besitzen zwei Zungen. Um an die Baumsäfte zu gelangen, meißelt er mit seinem Zahnkamm Löcher in Baumrinde, bis Baumsaft austritt, den er dann mit seiner langen Zunge aus den Löchern leckt. Die andere deutlich kleinere Zunge wird wie ein Zahnstocher oder eine Zahnbürste benutzt um damit den Zahnkamm von Holz- und Essensresten sowie Haaren (durch die Fellpflege) zu befreien.

Zwerglori mit zwei Zungen

Plumploris sondern am Ellenbogen ein Gift ab. Durch Ablecken überträgt sich die Wirkung auf die Zähne und verschafft sich so einen giftigen Biss für den Beutefang.  Auch der Nachwuchs wird mit Gift besprüht, damit er vor Angreifern geschützt ist.  Nach einem Biss bei einem Menschen können Entzündungen, Taubheit und Eiterungen auftreten.  Im schlimmsten Fall kann es zu einem anaphylaktischen Schock, Herzrasen und Störung der Organdurchblutung kommen, und dadurch kann sogar ein Mensch getötet werden.  Damit gehören sie zu den einzigen giftigen Primaten der Welt.

Zwergplumploris sind nachtaktive Baumbewohner und zum Schlafen rollen sie sich tagsüber im Pflanzendickicht zusammen. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 19 – 23 cm, der Schwanz ist ungefähr 1,8 cm lang. Das Gewicht beträgt 370 bis 460g.

Die Tiere sind Einzelgänger, die Streifgebiete von Männchen und Weibchen überlappen sich. Sie umfassen etwa 22 ha für Männchen und etwa 12 ha für Weibchen. Die Männchen markieren ihr Revier mit Urin

Die Fellfarbe variiert in Abhängigkeit vom Alter der Tiere und der Jahreszeit.

Nach einer 187- bis 198-tägigen Tragzeit bringt das Weibchen meist ein bis zwei Jungtiere zur Welt. Die ersten 2-3 Wochen trägt die Mutter den Nachwuchs mit sich herum.

Die Lebenserwartung ist bis zu 17 Jahre. (Der älteste in Gefangenschaft gehaltene Zwerglori  „Pubert“ ist 21 Jahre alt und lebt im Paignton Zoo in England)

Zwergplumploris werden in Vietnam für den lokalen und internationalen Tierhandel gefangen und gejagt, um Fleisch oder Körperteile für die Zwecke der traditionellen Medizin zu gewinnen, dazu kommt noch die Zerstörung des Lebensraumes, was zu einem starken Rückgang des Bestandes führt. In Urlaubsgegenden von Thailand werden Zwergplumploris  Touristen gegen Geld für Fotos angeboten. Damit der giftige Biss der Tiere keine Gefahr darstellt, werden ihnen häufig Zähne gezogen.

Die Zwergloris sind als EN (stark gefährdet) eingestuft.  Das EEP führt der Zoo Poznan, die deutsche Erstzucht gelang vermutlich dem Zoo Frankfurt 1994. In Deutschland gibt es vier Haltungen.

Beschrieben wurde diese Tierart 1907 vom englischen Ornithologen John James Lewis Bonhote, der später stellvertretender Direktor des Gizeh-Zoos bei Kairo wurde.

 

SCHON GEWUSST?

Im Gondwanaland im Zoo Leipzig wurden bereits einige Jungtiere geboren und für Auswilderungsprogramme an Nationalparks abgegeben. Sie werden auch oft als „Faulaffen“ bezeichnet, da ihre Bewegungen langsam und bedächtig sind. Was aber eine Überlebensstrategie ist, um möglichst unbemerkt zu bleiben.

 

Bildquelle(n)

  • Zwerglori mit zwei Zungen: Marcel Stawinoga/Der Zoolotse- Dortmund
  • Beim Fressen: Rostocker Zooverein- Matthias Drübbisch
  • Zwergplumplori im Zoo Rostock: Rostocker Zooverein- Matthias Drübbisch
  • Eine bedrohte Art: Marcel Stawinoga-Plumploris e.V.