Tier des Monats Mai 2020 – Rote Piranhas

Trotz des zweifelhaften Rufes als „menschenfressende Bestie“ ist der Piranha eigentlich ein sehr ruhiger Fisch, der schnell in Panik gerät, weil er sehr ängstlich ist. Sie leben im Schwarm, der in erster Linie als Schutz vor Fressfeinden dient und nicht zum Erlegen von Beute. Sie sind völlig harmlos, wenn Platz zum Ausweichen und kein Blut im Wasser vorhanden ist. Am gefährlichsten ist die Trockenzeit.

Natterers Sägesalmler oder Roter Piranha ist der am weitesten verbreitete Piranha. Benannt ist er nach dem Sammler der Typusexemplare Johann Natterer.  Aufgrund seiner weiten Verbreitung – tropisches und subtropisches Südamerika: langsam fließende und stille Gewässer im Einzugsgebiet von Amazonas, Paraná, Paraguay und Uruguay sowie weiterer Flüsse im nördlichen Südamerika, von Kolumbien bis Nordost-Brasilien, eingeführt in China –  treten zahlreiche Farbvarianten, Lokalrassen und Unterarten auf.

Körperbau und Körperfunktionen
Er kann eine Länge von 50 cm und ein Gewicht von ca. 4 kg erreichen. Die Geschlechtsreife wird mit einer Länge von etwa 15 cm erlangt. Die Fische haben zwar kurze, aber kräftige und messerscharfe Zähne, die sie befähigen, auch bei größeren Wirbeltieren die Haut zu durchtrennen und Fleischstücke herauszureißen.

Lebensraum und Lebensweise
Rote Piranhas sind Raubfische und Aasfresser, die sich überwiegend von Fischen, Würmern, Insekten und im Wasser treibenden Kadavern ernähren. Greifen sie einen größeren Fisch an, so beißen sie ihm, laut BREHM, zuerst die Schwanzflosse ab und berauben ihn damit seines Hauptbewegungswerkzeuges, während die übrigen über ihn herfallen und ihn bis auf den Kopf zerfleischen und verzehren. Über Angriffe auf größere Säugetiere oder Kaimane gibt es zwar zahlreiche Horrorgeschichten, von denen BREHM einige kolportiert:  „Kein Säugetier, welches durch den Fluss schwimmt, entgeht ihrer Raubsucht; ja selbst die Füße der Wasservögel, Schildkröten und die Zehen der Alligatoren sind nicht sicher vor ihnen. Wird der Kaiman von ihnen angegriffen, so wälzt er sich gewöhnlich auf den Rücken und streckt den Bauch nach der Oberfläche.“  Tatsächlich sind solche Ereignisse aber selten. Erwachsene jagen in der Dämmerung oder nachts bis gegen 22 h, Jungfische sind tagaktiv. Zum Ablaichen wühlen die Weibchen tellergroße Gruben in den Kiesboden, in die sie frühmorgens 500-1000 goldfarbene Eier ablegen. Diese kleben an den Kieseln. Das Paar verteidigt das Gelege während der ersten 24 Stunden geneinsam, danach wird das Weibchen vom Männchen verjagt.

Im Rostocker Zoo werden Rote Piranhas seit 2002 im „Aquarium“ und seit Januar diesen Jahres in der Krokodilhalle zusammen mit dem Brillenkaiman gehalten.

Interessant zu wissen sind folgende Besonderheiten:

  • es gibt insgesamt 40 Piranhas-Arten in 5 Gattungen
  • sie fungieren hauptsächlich als „Gesundheitspolizei“, indem sie kranke Tiere oder Aas beseitigen
  • sie haben enorme Wundheilungsfähigkeiten
  • wenn  Zähne ausfallen oder abgenutzt sind, werden sie nicht einzeln ersetzt wie beim Hai, sondern es wird immer ein Viertel vom Kiefer erneuert
  • die Piranhas können bellen, quaken und trommelähnliche Geräusche von sich geben
  • junge Tiere leben am Rand des Schwarmes; ältere, die weniger Futter brauchen, innen und bleiben somit im geschützten Bereich

(Quelle: Peter Dollingers Zootierlexikon und Zoo Rostock/Juniorkurator Markus Klamt)

(Fotos: Nr. 1 – Dr. Stefan König, Zooverein; Nr. 2 – Matthias Meisel, Zooverein; Nr. 3 bis 8 – Peter Dollingers Zootier-Lexikon, Bern)